Experteninterview

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Oft beginnt es harmlos – mit einem kleinen Riss, etwas Feuchtigkeit oder einer offenen Fuge. Boris Weber, Technischer Berater bei Triflex GmbH & Co. KG, erklärt im Interview die klassischen Balkonschäden, wie man sie bereits frühzeitig erkennt und so den schlimmsten Fall eines Balkonabsturzes verhindert. Darüber hinaus gibt er Einblicke in die Balkonsanierung.
Was sind die häufigsten Schäden, die Sie bei in die Jahre gekommenen Balkonen feststellen?
Häufig dringt über die Anschlussdetails wie z.B. Gullys, Fugen, Fenster- und Türanschlüsse Feuchtigkeit in das Bauwerk ein. Die daraus folgenden Schäden können – je nach Balkonaufbau – zum Beispiel ein abplatzender Fliesenbelag oder ein aufquellender Parkettboden im Innenbereich sein. Auch die Bewehrung im Beton kann bei länger eintretender Feuchtigkeit angegriffen werden.
Wie schütze ich meinen Balkon am besten vor Schäden?
Balkonschäden entstehen ganz allmählich, sie sind nicht plötzlich vorhanden. Wir empfehlen daher, den Balkon regelmäßig gründlich zu kontrollieren, um kleine Defekte, beispielsweise Haarrisse und Salzausblühungen, so früh wie möglich zu erkennen. Der Balkon sollte nach und vor der kalten Jahreszeit optisch inspiziert und sorgfältig gereinigt werden, denn unter Schmutz, Moos und Algen sammelt sich Feuchtigkeit an, die beständig auf den Untergrund einwirkt. Außerdem sollte das Abwassersystem regelmäßig gesäubert werden, um Pfützenbildung beispielsweise durch Schnee oder Regenwasser zu vermeiden.
Die Balkoncheckliste auf dieser Seite ist da schon ein guter Anhaltspunkt. Gerade in den Anschlussbereichen zeichnen sich etwaige Schäden schon frühzeitig ab. Hier sollte der Sockelputz, aber auch die Ober- und Unterseite des Balkons in Augenschein genommen werden. Mögliche Abplatzungen und Wasserflecken vor allem an der Unterseite der Balkonfläche sind sicher das, was am auffälligsten ist. Sie sind Anzeichen für Undichtigkeiten und daraus resultierende Feuchtigkeitsschäden, die sehr ernst genommen werden sollten.
Warum ist es so wichtig, auch kleine Schäden am Balkonboden ernst zu nehmen? Besteht wirklich die Gefahr, dass der Balkon abstürzt?
Die Gefahr besteht tatsächlich – denn Regenwasser dringt selbst in feinste Risse ein. Bei Frost dehnt sich diese Feuchtigkeit dann aus – Abplatzungen sind die Folge. Sollten größere Mängel nicht rechtzeitig beseitigt und dauerhaft anhaltende Schäden am Baukörper ignoriert werden, kann im schlimmsten Fall die Standsicherheit des Balkons gefährdet sein. Generell können durch diesen Feuchtigkeitseintrag aber nicht nur Schäden an der Bausubstanz des Balkons entstehen, auch der angrenzende Innenraum kann z.B. durch Schimmelbildung erheblich beeinträchtigt werden.

Und was ist zu tun, wenn Undichtigkeiten vorliegen? Welche Möglichkeiten der Abdichtung gibt es?
Generell gilt es, zwischen Abdichtungssystemen unter „Fremdbelag“ sowie Abdichtungs- und Beschichtungssystemen mit integrierter Nutz- und Schutzschicht, die direkt begehbar sind, zu unterscheiden. Für beide Varianten bieten Triflex Flüssigkunststoffe eine Vielzahl an Vorteilen in Bezug auf Funktion und Gestaltung. Hierzu zählen beispielsweise die geringen Aufbauhöhen und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem bietet Triflex systemgerechte Lösungen für gedämmte, barrierefreie und durchfeuchtete Balkone und ermöglicht – abhängig von Aufwand und Größe – eine Balkonsanierung an einem Tag. Aber unabhängig davon, welche Belag-Version gewählt wird: Wichtig ist vor allem eine sachgerechte Durchführung der Balkonrenovierung mit gründlicher Abdichtung, Entwässerung und Entkopplung.
Kann eine Balkonsanierung auch von handwerklich begabten Privatpersonen durchgeführt werden?
Beim Abdichten eines Balkons kommt es sehr genau darauf an, wirklich alle Ritzen und Fugen gegen eindringende Feuchtigkeit zu schützen. Eine kleine Undichtigkeit führt schnell zu neuerlichen verdeckten Schäden. Einige Elemente des Balkons besitzen auch eine tragende Funktion. Werden diese bei einer nicht fachgerechten Sanierung aus Versehen in Mitleidenschaft gezogen, gerät die Statik in Gefahr. Um Ärger, Zeit und letztlich auch Geld zu sparen, sollten also Bauherren die Sanierung in die Hand von Experten legen.
Wen beauftrage ich denn bei einer Balkonsanierung? Dachdecker, Bauklempner und Fliesenleger? Die Terminkoordination wird sicher nicht einfach.
Es ist nicht zwingend notwendig, gleich drei Gewerke zu beauftragen. Die traditionelle Abdichtungstechnik, bei der Dachdecker, Bauklempner und Fliesenleger zusammenarbeiten, ist nicht hundertprozentig zuverlässig und wird daher nur noch selten eingesetzt. Am einfachsten ist sicher die Sanierung und Abdichtung mit Flüssigkunststoff und Armierungsgewebe – da braucht man nur ein Gewerk. Bei einem Dachdecker sind Sie damit in der Regel gut aufgehoben. Die Triflex Handwerkersuche gibt hier in kürzester Zeit Aufschluss über geschulte Triflex Fachhandwerker deutschlandweit.
Wie lange dauert denn eine Balkonsanierung, z.B. bei einem 10 m² großen Balkon?
Das kommt auf den Aufwand bzw. die bereits vorliegenden Schäden und natürlich auf das gewählte Balkonsanierungssystem an. Bei der Verwendung eines Abdichtungssystems auf Flüssigkunststoffbasis ist es durchaus möglich, eine Balkonsanierung innerhalb eines Tages zu realisieren.
Gibt es Fördermöglichkeiten für eine Balkonsanierung?
Ganz allgemein können Hauseigentümer ihre Handwerkerrechnungen von der Steuer absetzen. Wer im Rahmen einer Fassadendämmung auch Wärmebrücken am Balkon reduziert, kann eine KfW-Förderung für die Balkonsanierung erhalten. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten der Förderung für die Reduzierung von Barrieren und die Verbesserung des Einbruchschutzes.
Kann man ein Zeitfenster nennen, wie lange ein Balkon nach der Sanierung „hält“?
Triflex prüft und zertifiziert ausschließlich in den höchsten Leistungskategorien (nach ETAG 005). Danach kann bei fachgerechter Verarbeitung und entsprechender Nutzung und Pflege des Balkons von einer mindesten 25jährigen Haltbarkeit ausgegangen werden.